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Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

Die Gedenkstätte Sachsenhausen trauert um den Holocaust-Überlebenden Zwi Steinitz

30. August 2019

Der Holocaust-Überlebende Zwi Steinitz, der nach einer langen Verfolgungsgeschichte zuletzt auch im KZ Sachsenhausen inhaftiert war, ist am 24. August 2019 im Alter von 92 Jahren in Tel Aviv verstorben. Stiftungsdirektor Axel Drecoll würdigte den Verstorbenen und sagte: „Der Tod von Zwi Steinitz, der der Gedenkstätte Sachsenhausen seit vielen Jahren eng und freundschaftlich verbunden war, erfüllt uns mit großer Trauer und Bestürzung. In dieser Stunde denken wir voller Mitgefühl an seine Frau Regina und seine Familie. Gerade weil Zwi Steinitz selber die nationalsozialistische Verfolgung als Jugendlicher durchleiden musste und durch seine große Menschenfreundlichkeit hat er viele junge Menschen nachhaltig bewegt und beeindruckt“, sagte Drecoll.

Zwi Steinitz wurde am 1. Juni 1927 als der Ältere von zwei Söhnen einer bildungsbürgerlich geprägten jüdischen Familie in Posen (Polen) geboren. Sein Vater war Lehrer für Sprachen an einer deutschen Schule, verlor jedoch bereits 1936 seine Stellung, da das nationalsozialistische Deutschland die Finanzierung seines Gehalts einstellte. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde die Familie im November 1939 interniert und in das Krakauer Getto verschleppt. Bei einer Selektion der Gettobewohner gelang es Zwi, einen Stempel für den Verbleib zu bekommen, während die Eltern und der jüngere Bruder am nächsten Tag deportiert werden sollten. Unmittelbar vor der Deportation am 1. Juni 1942 wurde der Vater vor seinen Augen erschossen, als er den SS-Männern „Ihr Mörder“ entgegenschrie. Seine Mutter und sein Bruder wurden im Vernichtungslager Belzec ermordet.

Er selber kam über das KZ Plaszow nach Auschwitz und von dort in das Außenlager Bobrek, wo er Zwangsarbeit für die Firma Siemens leisten musste. Bei der Evakuierung des Lagers gelangte er Anfang 1945 in das Außenlager Haselhorst des KZ Sachsenhausen in Berlin-Siemensstadt und später ins Hauptlager. Seine Befreiung erlebte er auf dem Todesmarsch im Mai 1945.

Nach seiner Auswanderung nach Israel lernte er in einem Kibbutz seine spätere Frau Regina kennen. Mit ihr gründete er eine Familie und wurde Vater eines Sohnes und einer Tochter. Beruflich war er über viele Jahre im internationalen Blumengroßhandel tätig.

Zwi Steinitz hat sich – oft auch gemeinsam mit seiner Frau – in vielfältiger Weise als Zeitzeuge engagiert. In der Gedenkstätte Sachsenhausen hat er bei zahlreichen Schülerprojekten, häufig in Zusammenarbeit mit dem Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum in Oranienburg, mitgewirkt. Auf diese Weise sind mehrere Filme entstanden, die auch weiterhin in der pädagogischen Arbeit eingesetzt werden. In der Gedenkstätte Sachsenhausen ist er einer der Zeitzeugen, die in einer Medienstation im Lernzentrum des Museums in der ehemaligen Häftlingsküche über ihre KZ-Haft berichten. In mehreren Büchern hat er über seine Verfolgungsgeschichte und seine Erfahrungen als Zeitzeuge in Deutschland berichtet. Zwi Steinitz war außerdem Mitglied im internationalen Beirat der Stiftung. Für sein großes Engagement wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstorden des Landes Brandenburg ausgezeichnet.

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