Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

Die Sprache des Gedenkens

Zur Geschichte der Gedenkstätte Ravensbrück 1945 - 1995

Was bedeutet: Die Sprache des Gedenkens? Zunächst ist die Sprache selbst gemeint, die Worte, Reden, die Appelle und Gelöbnisse, kurz die verbal gefassten Botschaften, die gemeinhin in Akten des Gedenkens formuliert werden. Es geht aber auch um die Sprache der Formen, um die Gesten und Handlungen, die nichtverbalen Akte, die gleichwohl selbst Botschaften transportieren: sei es das Niederlegen von Kränzen — ein Akt, der Entsprechungen zur Bedeutung des Lorbeerkranzes als Zeichen des Sieges und des Friedens im Totenkult der Antike aufweist —, sei es das stumm präsentierte Gewehr militärischer Ehrenwachen als tradiertes Zeichen nationaler Nobilitierung.

Der Begriff „Sprache des Gedenkens" umfasst aber noch mehr: beispielsweise die Bilder — Fotografien und Zeichnungen — die unsere Vorstellungen von den Konzentrations- und Vernichtungslagern prägen, die baulichen Überreste, die Skulpturen, die Konzeption der Orte, die zu Zwecken des Gedenkens geschaffen wurden und die je auf ihre eigene Weise bestimmte Sichtweisen auf die Vergangenheit vermitteln.

Darüber hinaus legt der Begriff immer auch die Frage nach dem nahe, was jeweils nicht zur Sprache kommt. Wie jede Sprache beruht auch die des Gedenkens auf Auslassungen, auf Nicht-Gesagtem, auf Verschiebungen und Entstellungen.

Ausgehend von dem Ort des ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück thematisieren die Beiträge des Bandes die Geschichte des Gedenkens seit 1945, ihre Traditionslinien, Kontinuitäten und Brüche.

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